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Marco Simoncelli und Freundin Kate bei der Italian Legendary Tour im September 2011. Sieben Tage vor dem Unfall stand er (zum ersten Mal anlässlich eines MotoGP's) als zweiter auf dem Podest, hinter Weltmeister Casey Stoner - in Sepang wollte er unbedingt gewinnen!

Erfolg und Tod - ganz nahe beieinander

Am letzten Sonntag habe ich, was für mich eher selten ist, wieder mal Fernseh geguckt: Wenn «Tom national» auf der Poleposition steht in einem Rennen der Moto2-Klasse, dann muss ich das Rennen miterleben, mit allen Schweizern mitfiebern… Denn es ist lange, sehr lange her, dass in dieser Klasse (damals noch 250er-Zweitakt-Maschinen) ein Schweizer auf dem obersten Treppchen stand: Jacques Cornu mit der «Parisienne» im Jahr 1989!
Endlich, nachdem Lüthi sich Runde um Runde hinter Bradl, auf den er zeitweise einen Abstand von 1 Sekunde hatte, festgeklebt hatte, wagte er auf der Gegengerade mit einem souveränen Bremsslide* an seinem Konkurrenten vorbei, der mit diesem Rennen definitiv hätte Weltmeister werden können, und fuhr in der zweitletzten Runde vor diesem über den Zielstrich: Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass dies der Sieg im Rennen heissen würde. Denn kurz darauf gab es einen Unfall und das Rennen wurde frühzeitig beendet, kurz bevor die beiden Kontrahenten sich auf die letzte Rennrunde begeben hätten. Dank der Tatsache, dass in der Zwischenzeit alle Fahrer die Runde vervollständigt hatten, wurde der Stand beim Überfahren der Ziellinie gewertet. Hätte es nicht allen gereicht bis zum Unfall, dann wäre Bradl bereits als Weltmeister festgestanden und Tom Lüthi als Zweiter gewertet. Wow – soviel Glück, es war eine Wonne zu sehen, wie Tom auf dem Siegerpodest die Schweizer Nationalhymme genoss.

*) zu Toms Überholmanöver: In der deutschen MOTORRAD-Zeitung (Nr. 23/2011 vom 28.10.2011) stand auf S.124 im Rennbericht: «Bradl führte die meiste Zeit im Rennen, liess Tom Lüthi dann zur Beobachtung vorbei und wollte mit einem Schlussangriff alles klarmachen.» Das war eine sehr national gefärbte Berichterstattung: Seit Runden klebte Tom an Bradls Hinterrad und hatte in der Aufholjagd einige schnellere Runden als der führende Bradl hingelegt...

So nahe liegt der Erfolg und das Disaster:

Da wir Besuch hatten, verliessen wir das Haus und ich konnte mir den MotoGP in Malaysia nicht anschauen, zum Glück: Es hätte mir die Freude am ganzen Sonntag verdorben. Denn bereits in der zweiten Runde des MotoGPs kam es zu einem tragischen Unfall, welcher Marco Simoncelli das Leben gekostet hat: Der 24jährige Honda-Fahrer rutschte in einer Rechtskurve aus, sass bereits neben seiner Maschine auf der Piste, als die deren Räder wieder Grip bekamen und mit ihm zusammen vor die beiden Maschinen der direkt dahinter liegenden Fahrer katapultiert wurde. Während Colin Edwards beim Aufprall auf Simoncellis Körper stürzte, konnte sich Valentino Rossi, der ebenfalls über einen Teil des auf der Strasse liegenden Körpers fuhr, noch neben der Piste ohne Sturz retten. Wahrscheinlich war Marco Simoncelli schon beim direkten Aufprall des Vorderrades von Edwards getötet worden. So sagte der Vater von Marco, dass er beim Einladen des Verletzten in den Krankenwagen die Hand berührt hätte und ist davon überzeugt, dass er schon zu diesem Zeitpunkt tot war. Während 45 Minuten versuchten die Ärzte ihn wiederzubeleben, bis sie schliesslich aufgeben mussten.

Ich habe mich dann auf dem Internet nochmals schlau gemacht: Marco hatte offenbar selbst den fatalen Unfall produziert, da er den Ausrutscher (er sass bereits neben der Maschine auf der Piste) nicht zulassen wollte und kämpfte um jeden Preis, die Maschine zurückzugewinnen! Er liess den Lenker nicht los, versuchte wahrscheinlich mit einer Lenkbewegung die rutschende Maschine abzufangen, was zu dem tödlichen Manöver führte. Die in der zweiten Runde absolut dicht hinterherfahrenden Fahrer hatten keine Chance, ihm, der vor ihre Maschinen fuhr, auszuweichen und Edwards knallte mit seinem Vorderrad direkt in den Kopf des Verunglückten. Es ist anzunehmen, dass Marco bereits bei diesem Aufprall getötet wurde. Rossi fuhr nur über den ausgebreiteten Arm des Opfers.



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Marco Simoncelli ist, nach dem 19jährigen Japaner Shoya Tomizawa in der Moto2-Klasse vor einem Jahr in Misano, ein weiterer Fahrer, der seine Leidenschaft mit dem Leben bezahlen musste. Vor dem Rennen hatte er sich noch mit einem Video an seine Fans gewandt, in dem er erklärte, dass er bei diesem Rennen unbedingt zuoberst auf dem Treppchen stehen möchte. Nun stehen seine Freundin wie auch seine Eltern ganz alleine da, denn er war einer der ganz grossen Hoffnungen im MotoGP-Sport. 2008 wurde er Weltmeister in der damaligen Formel 2 der Motorräder, der 250er-Klasse.

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Simoncelli ist der 47. Tote seit Einführung der Motorrad-WM 1949. Die Piloten rasen mit über 200 km/h über die Strecke. Die Lederkombis der Fahrer sind mit Schützern aus Kohlefaser und Kevlar ausgestattet. Außerdem tragen die Piloten Rücken-, Brust-, Schulter-, Ellenbogen- und Knieprotektoren. Im Nackenbereich sitzt ein Airbag, um die häufigen Schlüsselbeinfrakturen zu vermeiden. Doch bei einem Horror-Unfall wie gestern hilft kein Schutz…

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